Dienstag, 13. Juli 2010

Welche Rolle Alkohol bei der Arbeit im Cockpit spielt

Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass Alkoholmissbrauch und auch Alkoholabhängigkeit in der ganzen Bevölkerung und auch in allen Berufsgruppen zu finden sind, unabhängig davon, ob es sich um handwerkliche oder akademische Berufe handelt. So wäre es verwegen anzunehmen, dass Piloten davon nicht auch betroffen wären.

So lange geflogen wurde, gab es auch immer wieder Probleme mit Alkohol auffälligen Piloten. Da der Bereich der Luftfahrt ein sicherheitsrelevanter Bereich ist, hat man deshalb früher eine harte Linie ohne jegliche Toleranz verfolgt: Wer im Dienst alkoholisiert war, bekam die Kündigung. Außerdem wurde seitens der Behörde (Luftfahrt Bundesamt, LBA) die Lizenz eingezogen. Die Luftfahrtgesellschaften erließen strenge interne Vorschriften über den Umgang mit Alkohol, die über das geforderte Maß des Gesetzgebers hinausgingen.

So ist es bei der Deutschen Lufthansa nicht nur verboten, restalkoholisiert zum Dienst zu erscheinen, sondern auch der Konsum (egal in welchen Mengen) 12 Stunden vor Dienstbeginn ist untersagt. Weiterhin ist es untersagt, in der Öffentlichkeit Alkohol in Uniform zu konsumieren. Dies verfolgt das Ziel, ein "sauberes" und "sicheres" Bild nach außen zu erzeugen. Kein möglicher Passagier soll jemals einen Piloten im dienstlichen Umfeld mit Alkohol sehen.

Hält dieses schöne Bild nach außen auch hinter den Kulissen ?

Dazu muss man diejenigen fragen, die mit Crews außerhalb des Dienstes Kontakt haben, also zum Beispiel Hotelangestellte, Taxifahrer oder auch Bekannte: Dabei bekommt dieses Image ein paar Kratzer, insbesondere wenn Crews übernachten, also fernab von zuhause, kommt es immer wieder zu "Vorfällen", von denen viele wissen, über die aber dann doch keiner offen redet.

Man könnte nun sagen: "Na und ? Lass die doch in ihrer Freizeit auch mal was trinken." Aber es kommt ja doch immer wieder zu Konflikten mit dem Dienst, wenn eben innerhalb der 12 Stunden noch konsumiert wird oder man wie auch immer den Dienst eben nicht nüchtern antritt.

Schöne Geschichte: Spielt in unserem Crewhotel in Stuttgart. Ich komme vom Spätdienst natürlich in Uniform gegen 23 Uhr im Hotel an, checke ein und auf dem Weg zum Fahrstuhl, bei dem man unweigerlich an der Bar vorbei kommt, treffe ich einen Kollegen, der dort sitzt, ein Glas Bier in der Hand. Der begrüßt mich lautstark: "Na, haste auch Feierabend ?" "Ja, gottseidank, war ein langer Tag heute.", antworte ich und frage noch: "Bist Du gleich noch da ? Ich komm gleich auch noch auf ein Feierabendbier runter." und er antwortet: "Nein, ich geh jetzt hoch, habe morgen schon um 5.30 Uhr Pick-Up." Dieses kurze Gespräch konnte jeder in der Bar hören.